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Fußball und Gender: Bedarf es wirklich noch Initiativen?

Fußball im Aufwind

Im Allgemeinen befindet sich der österreichische Fußball derzeit im Aufwind – der Erfolg der österreichischen Nationalteams macht den Fußball populärer, sowohl für Frauen als auch für Männer. Immer mehr Menschen interessieren sich für Fußball im Allgemeinen und wollen auch aktiv Fußball spielen. Das zeigt sich auch im Nachwuchs: die Anzahl der Nachwuchsteams ist um ein Vielfaches höher als noch vor fünf Jahren, was unter anderem auch der Nachwuchsreform, die im österreichischen Fußball durchgeführt worden ist, geschuldet ist.

Das Burgenland als Vorreiter

Im Burgenland ist neben der Anzahl der Nachwuchsteams auch die Anzahl der Mädchenteams gestiegen: 40 an der Zahl sind es, die sich aktuell an der Nachwuchsmeisterschaft beteiligen. Das kann sich sehen lassen. Über so viele reine Mädchenteams verfügt kein anderes Bundesland, nicht einmal Wien. Man fragt sich, was das Burgenland von anderen Bundesländern unterscheidet, immerhin ist es gemessen an der Bevölkerungszahl das kleinste Bundesland Österreichs. Die Antwort darauf ist einfach: eine Initiative.

Aka Burgenland Frauen

Wie können solche Initiativen aufgebaut sein?

Der Frauenfußball erlebt derzeit eine dynamische Entwicklung und gewinnt weltweit an Ansehen und Popularität. In diesem Zusammenhang spielen eben solche Initiativen eine entscheidende Rolle, da sie einen wichtigen Beitrag zum Wachstum und zur nachhaltigen Entwicklung des Frauenfußballs leisten können. Im Folgenden wird ein detaillierter Einblick in verschiedene Aspekte gegeben, wie gezielte Initiativen einen nachhaltigen und positiven Einfluss auf den Frauenfussball haben können:

Förderung junger Talente

Die Nachwuchsförderung ist ein Eckpfeiler für den Erfolg des Fußballs. Initiativen sollten nicht nur darauf abzielen, Mädchen frühzeitig für den Fußball zu begeistern, sondern auch individuelle Talente und Fähigkeiten gezielt zu fördern. Durch die Identifikation vielversprechender Nachwuchstalente und deren Förderung wird der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft für Frauen im Fußball gelegt.

1 gegen 1 in einem Match

Schaffung von Strukturen im Jugendbereich

Die Etablierung solider Strukturen im Jugendbereich ist entscheidend, um Mädchen einen nahtlosen Übergang in den Fußballsport zu ermöglichen. Initiativen können dazu beitragen, Mädchenmannschaften zu gründen, die Teilnahme an regionalen und nationalen Jugendmeisterschaften zu fördern und gezielte Programme in Schulen und Gemeinden durchzuführen. Auf diese Weise wird eine solide Basis für die Entwicklung vielversprechender Spielerinnen geschaffen.

Gleiche Ressourcenverteilung

Die Schaffung gleicher Bedingungen und Ressourcen im Frauenfußball ist entscheidend für seinen Erfolg. Initiativen sollten sich aktiv dafür einsetzen, dass Frauen- und Männerfußball gleichermaßen finanzielle Unterstützung, Trainingsmöglichkeiten, hochwertige Ausrüstung und Infrastruktur erhalten. Dies schafft eine ausgewogene Basis und fördert die Gleichberechtigung in diesem Bereich. 

Warum aber herrscht immer noch so eine finanzielle Ungleichheit in der Welt des Fußballs?

Hitzige Situation in einem Match

Integration in die Vereinsstrukturen

Die nahtlose Integration von Mädchen und Frauen in bestehende Vereinsstrukturen ist ein Schlüsselaspekt für die Entwicklung des Frauenfußballs. Die Gründung von Mädchenmannschaften und Frauenabteilungen in Fußballvereinen erhöht nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die Sichtbarkeit des Frauenfußballs. Dies ist entscheidend, um eine langfristige Bindung und Begeisterung für den Sport zu fördern.

Sensibilisierung für den Frauenfußball

Wirksame Initiativen sollten das öffentliche Bewusstsein für Frauen im Fußball schärfen und bestehende Stereotypen überwinden. Kampagnen, die die Erfolge von Frauenfußballmannschaften und -spielerinnen hervorheben, tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen und das allgemeine Interesse am Frauenfußball zu steigern. Gezielte Bewusstseinsbildung legt den Grundstein für eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft.

Trainerausbildung und -förderung

Die gezielte Ausbildung und Förderung von Trainerinnen im Frauenfußball ist von entscheidender Bedeutung. Initiativen können dazu beitragen, Trainerkurse finanziell zu unterstützen, um mehr qualifizierte Frauen als Trainerinnen zu gewinnen. Diese fungieren dann nicht nur als sportliche Betreuerinnen, sondern auch als Vorbilder für junge Spielerinnen, was die Identifikation und Bindung stärkt. 

Doch warum genau mangelt es immer noch an Trainerinnen?

Wettbewerbsmöglichkeiten schaffen

Die aktive Unterstützung von Initiativen zur Organisation von Wettbewerben und Ligen im Frauenfußball schafft nicht nur Anreize für Spielerinnen, sondern erhöht auch die Sichtbarkeit und Anerkennung des Frauenfußballs auf regionaler und nationaler Ebene. Die Teilnahme an Wettbewerben fördert den Kampfgeist und trägt zur Entwicklung von Spitzenspielerinnen bei.

Partnerschaften mit Schulen und Institutionen

Die Zusammenarbeit von Initiativen mit Schulen, Sportvereinen und anderen Institutionen ist entscheidend, um Mädchen den Zugang zu Fußballaktivitäten zu erleichtern. Gezielte Partnerschaften erhöhen nicht nur das Bewusstsein für Frauenfußball, sondern schaffen auch mehr Möglichkeiten für junge Mädchen, sich dem Sport zu widmen. Diese Kooperationen schaffen eine nachhaltige Basis für die Entwicklung des Frauenfußballs auf breiter gesellschaftlicher Ebene.

Damen beim Aufwärmen vor einem Match

Real Girls Play Soccer - Eine Initiative trägt Früchte

Yvonne Lindner und Nina Potz sind Projektleiterinnen der Initiative real. girls. play. SOCCER. , die eng mit dem Burgenländischen Fußballverband zusammenarbeitet. Die Beiden haben es sich zum Ziel gesetzt, den Mädchen- und Frauenfußball im Burgenland voranzubringen. Beide verfügen über genügend Erfahrungen im Fußball – sie spielten einst selbst Fußball.

Kooperationen von klein auf

Eine erste Maßnahme greift dort, wo andere aufhören. Während Disney’s Playmakers (eine Initiative des ÖFB in Kooperation mit Disney) Mädchen im Kindergartenalter spielerisch zum Fußball bringen soll, setzt Real Girls Play Soccer in der nächsten Altersstufe an: der Volksschule. Gemeinsam mit dem ASVÖ wurden spezielle Trainings für Mädchen in den Volksschulen des Landes angeboten. Anschließend wurden sie auch zu Trainings im Verein eingeladen. So verlagerte man die klassischen Schnuppertrainings in die Schule, um den Mädchen erste Berührungspunkte mit dem Sport, aber auch mit den Ansprechpersonen im Verein zu bieten. Stützpunkte in allen Bezirken wurden geschaffen, damit Mädchen, die Fußball spielen möchten, auch bezirksweise spielen können und im besten Fall anschließend in einen Verein in ihrer Nähe wechseln.

Eigene Projekte

Danach greift ein weiteres Pilotprojekt: Die Mädchen-Schülerliga, die dafür sorgt, dass Mädchen wie Burschen im Schulsport gleichermaßen gefördert werden. Bislang konnten Mädchen nur in der Burschen-Schülerliga mitspielen. Dabei waren sie oft in der Minderheit. Möglich ist diese Mädchen-Schülerliga nur durch eine Förderung des Landes, das die Kosten hierfür übernimmt. Ein Fußball-Talente-Training wurde installiert, damit Talente bezirksweise auch entsprechend gefördert werden können. Damit sich mehr Mädchen für den Fußball interessieren, braucht es vor allem eins: Weibliche Vorbilder. Fußball ist noch immer sehr männlich konnotiert. Die Trainer sind hauptsächlich männlich. Auch hierfür hat Real Girls Play Soccer eine Lösung: Ein Teil der Kosten für den Trainerkurs wird übernommen. So wird den Vereinen ein weiterer Anreiz dafür geboten, gezielt Frauen anzusprechen und ihnen eine Trainerausbildung zu ermöglichen. Das finanzielle Hindernis wird aus dem Weg geräumt.

Von klein auf werden Mädchen in der burgenländischen Fußballlandschaft gefördert: Das zahlt sich aus. Auch wenn das Burgenland aktuell das einzige Bundesland ohne Frauenliga ist, wird sich das in den nächsten Jahren ändern. Dabei sind sich Nina Potz und Yvonne Lindner sicher, immerhin ist das die Altersstufe, die im Mädchen- bzw. Frauenfußball fehlt und eines der Ziele, auf die die beiden seit Gründung der Initiative hinarbeiten.

Erster Kontakt und Ballannahme

Perspektiven für den Fußball

Was es braucht, sind mehr Initiativen wie “Real Girls Play Soccer”. Damit im Fußball endlich Gleichberechtigung herrscht, müssen alle Kinder auf dieselben Rahmenbedingungen zurückgreifen können. Die Entwicklung, die der Mädchen- und Frauenfußball im Burgenland genommen hat, kann sich sehen lassen. Man darf hoffen, dass sich weitere Initiativen nach diesem Vorbild gründen und der Mädchen- und Frauenfußball auch österreichweit die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.

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