Fußball ohne Videoanalysen ist heutzutage nicht mehr vorstellbar. Das Jungunternehmen Zone 14 will Amateuren den Zugang zu den wertvollen Daten erleichtern
Wien – Laptoptrainer oder nach Bauchgefühl gehen – lange Zeit gab es im Fußball nur Entweder-oder. Ohne Laptop, sprich Videoanalysen und Datenaufbereitung, geht im modernen Fußball allerdings gar nichts mehr. 22 Menschen bewegen sich 90 Minuten lang, dementsprechend aufwendig und kostenintensiv sind gute Analysen. Profivereine haben dieses Budget, um Daten zuzukaufen, im Amateurbereich sieht es meist anders aus. Hier fällt noch sehr viel manuelle Arbeit an.
Das Wiener Start-up Zone 14 brachte kürzlich ein System namens Replay auf den Markt, das auch Amateurteams dieses Material mithilfe von künstlicher Intelligenz relativ einfach zugänglich macht.
Das System
Wie funktioniert es? Das System besteht aus zwei Kameras und lässt sich einfach selbst installieren. Über eine mit dem Internet verbundene Box werden die aufgenommenen Videos direkt in eine Cloud geladen, wo sie aufbereitet werden und dem Verein am nächsten Tag zur Verfügung stehen. Spiele und Trainings lassen sich dann in einem eigenen Programm online analysieren.
„Unser Algorithmus legt ein Netz über das Spielfeld und erkennt Spieler anhand von Merkmalen wie Frisur, Schuhen, Rückennummer und Bewegungsmustern“, sagt Firmenmitgründer Lukas Grömer im Gespräch mit dem STANDARD. Laufleistung, Spielerpositionen und Bewegungsabläufe erkenne der Algorithmus, in einem nächsten „zeitnahen Schritt“ soll der Algorithmus Pässe, Schüsse, Eckbälle oder Zweikampfstatistiken auswerten.
Sportclub und Austria
Sechs Vereine nutzen Replay bereits. Vier davon spielen im Unterhaus, mit dem Wiener Sportclub und der Wiener Austria finden sich allerdings auch zwei prominente Namen in der Kundenliste. Die Veilchen verfügen klarerweise über ihr eigenes Kamerasystem, Zone 14 agiert in dem Fall eher als Entwicklungspartner für Spielertracking und Visualisierungen.
„Solche Systeme werden immer beliebter, selbst in den ganz unteren Ligen“, sagt Sportclub-Trainer Robert Weinstabl zum STANDARD. „Spieler fragen auch immer öfter nach Videomaterial, sie wollen sich selbst analysieren.“ Mittels App kann man während des Spiels wichtige Situationen wie Konter, Gegenangriffe oder Standardsituationen vormerken, die anschließend in einer Playlist gesammelt werden.
Weinstabl selbst sucht sich sechs bis acht Szenen pro Spiel raus, die er mit der Mannschaft nach einem Spiel durchgeht. Das Zone-14-System spare ihm Zeit und spucke viel wertvolles Material aus.
Der Sportclub spielt in der Regionalliga Ost, Weinstabl trainiert den Klub hauptberuflich – was eher unüblich ist für einen Regionalligatrainer. Er sei diesbezüglich in einer privilegierten Situation, Zeit- und Kostenersparnis bei Videoanalysen täten aber der ganzen Liga gut. Zone 14 verrechnet eine monatliche Gebühr von 119 Euro.
Volleyball und Zoo
König Fußball ist verständlicherweise der attraktivste Markt für ein Start-up wie Zone 14. Die drei ursprünglich aus Oberösterreich stammenden Gründer Lukas Grömer (32), Simon Schmiderer (27) und Tobias Gahleitner (24) liebäugeln jedoch auch mit anderen Sportarten. „Handball oder Volleyball würde sich anbieten. In Bereichen wie im Handel ließe sich das System zwar einsetzen, das wollen wir aber nicht. Auf dem Fußballplatz profitieren die Akteure von unseren Daten, Menschen beim Einkaufen wollen nicht getrackt werden“, sagt Simon Schmiderer. Eine Option sei aber auch, Tiere im Zoo zu filmen und herauszufinden, wie viel sie unterwegs sind.
Finanziell griff dem heuer gegründeten Jungunternehmen bisher die staatliche Förderbank AWS unter die Arme. Das Kamerasystem und der Algorithmus wurden im First Inkubator-Programm entwickelt, nun begleitet die Bank Zone 14 im Rahmen des „Vertrauenswürdige KI“-Programms. Das Programm dauert acht bis zwölf Monate, in denen gewisse Meilensteine erreicht werden müssen. Die Förderhöhe beläuft sich unternehmensunabhängig auf maximal 200.000 Euro.